Versuch eines Kurzabrisses über die Familie Dohna
Der Stammvater dieses uralten reichsburggräflichen Geschlechts soll der Graf Aloys von Urpach, ein fränzösischer Ritter aus der Provinz Languedoc sein. Er leistete dem Kaiser Karl dem Grossen wichtige Dienste wider die Sachsen, und wurde im Jahr 843 mit der Burg Dohna nebst Zubehör, unweit Pirna in Sachsen, belehnt. Ludwig der Fromme bestätigte die Dotation, und legte ihren Besitzern den Titel der Burggrafen bei. Mit diesem Besitz vereinigten sie den der Städte Königstein, Rabenau und anderer wichtiger Güter.
[Siehe auch: http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Dohna+[2] ]
- Heinrich von Dohna wird als der erste des Geschlechts genannt, auf den die burggräfliche Würde erblich übergegangen ist. Zu ihren Gerichtseinnahmen gehörte auch der Zoll auf der Elbbrücke zu Dresden. Markgraf Wilhelm von Meissen zerstörte den burggräflichen Sitz, und die schon damals an Mitgliedern zahlreiche Familie wendete sich nun nach Schlesien, in die Lausitz und nach Böhmen. In allen diesen Landschaften erwarb sie ansehnliche Herrschaften und Güter, und zerfielen danach in verschiedene Linien und Äste. Aber schon früher hatten sich einzelne Ritter aus diesem Geschlecht nach Schlesien und Böhmen gewendet, und im Heer Ottokar's gegen Rudolph von Habsburg gefochten.
In Schlesien hat ein Dohna schon im Jahr 1303 von dem Herzog Conrad zu Steinau das Städtchen Köben a.d.O. zum Geschenk erhalten. Er kommt in den Urkunden jener Zeit unter dem Namen Otto von Donin vor, und wird für den Sohn eines ebenfalls Otto heissenden Donins gehalten, der an der Seite König Ottokar's und eigentlich mit diesem zugleich sein Leben einbüsste.
Diese beiden eröffnen die Stammreihe der Ottonischen Linie in Schlesien, deren Nachkommen Jahrhunderte hindurch treue Gefährten, Hauptleute und Hofmeister der Bolkone aus dem Stamm der Piasten waren.
- Balthasar, Burggraf zu Dohna, vermachte sogar, aus Anhänglichkeit gegen diese Fürsten, seine Güter dem Herzog zu Liegnitz.
- Christoph, Burggraf zu Dohna auf Königsbrück, war im Jahr 1549 Landvoigt der Oberlausitz.
- Heinrich von Dohna aus dem Haus Kraschen, wurde am 8. Februar 1552 auf dem Fürstentag zu Breslau von einem andern schlesischen Edelmann erstochen.
- Wenzel von Dohna ertrank am 11. März desselben Jahres zwischen Breslau und Lissa an der Pelzbrücke im Lohefluß, und liegt in der Elsabethkirche zu Breslau begraben.
- Georg, Burggraf zu Dohna, Ritter des goldenen Vliesses, war um das Jahr 1583 des Erzherzogs Matthias Hofmarschall.
- Ferdinand, Burggraf zu Dohna, erhielt im Jahr 1603 die Würde eines Ober-Appellations-Präsidenten des Königreichs Böhmen, und stieg im Jahr 1610 bis zu der eines obersten Hofmeisters auf.
- Heinrich, Burggraf zu Dohna auf Wartenberg, war Kaisers Ferdinand II. General und Statthalter in den kurmainzischen Landen.
Nach der Erwähnung der merkwürdigsten Mitglieder dieses alten Hauses aus der früheren Zeit, gehen wir zu den verschiedenen Linien und Häusern über, von denen wir namentlich anführen das Haus Kraschen mit den Nebenzweigen Massel und Zulau (Sulau).
Dem letzteren gehörte Conrad Friedrich, Burggraf und Graf zu Dohna, an, der am 11. März 1673 als der Letzte seines Geschlechts starb.
Sein Wahlspruch lautete: Einem verschwiegenen Mund wird viel vergunnt. (M.s. Schlesische Curiosit. 1. Teil, S. 26)
- Dem fortgesetzten Haus Kraschen und Wartenberg gehörte Abraham, Burggraf von Dohna, Freiherr auf Wartenberg und Brallin an. Ihn nennt Sinapius einen unvergleichlichen Mann von Klugheit und Erudition, grossem Ansehen und Vermögen. Er war des Kaisers Majetstät geheimer Rat und Präsident in Böhmen, und kaufte die Herrschaft Wartenberg von dem Freiherrn von Maltzan. Kaiser Rudolph II. legte ihm auch die fürstliche Würde bei, von der jedoch die Familie keinen Gebrauch gemacht hat.
- Sein Sohn, Karl Hannibal, der dem Vater in der Würde eines Landvoigts in der Oberlausitz gefolgt war, starb am 21. Februar 1633 als schlesischer Kammerpräsident. Im Jahr 1711 starb ohne Hinterlassung von Leibeserben ein Urenkel des oben erwähnten Karl Hannibal, als der letzte Dohna der schlesischen Linie.
Dagegen blühte die preussische Linie fort, die Stanislaus, Burggraf zu Dohna, ein Sohn Heinrichs von Dohna, aus dem Haus Kraschen, im Jahr 1454 schon gestiftet hatte. Von diesem stammen die vielen berühmten Staatsmänner, Minister und Generale ab, welche dem brandenburg-preussischen Haus in allen Zeitabschnitten die treuesten und wichtigsten Dienste geleistet haben.
Namentlich in der Administration wie im Herr:
- Abraham von Dohna, Kriegsoberst und Aufseher der märkischen Festungen. Er war des Kurfürsten Johann Sigismund Abgesandter auf dem Reichstag in Polen, und brachte daselbst die Belehnung über Preussen zustande, nachdem er dem päpstlichen Nuntius, der dagegen protestierte, die kategorische Antwort gegeben hatt: "da fragen wir nichts nach."
- Christian Albert, Graf und Burggraf zu Dohna, war General der Infanterie, Gouverneur der Festung Cüstrin und zuletzt Statthalter der Kurmark; er starb 1677.
- Alexander, Graf und Burggraf zu Dohna, war Oberhofmeister des Kurprinzen, nachmaligen König Friedrich I., und starb als Generalfeldmarschall, wirklicher geheimer Staatsminister und Ritter des schwarzen Adlerordens am 25. Februar 1728.
- Christoph, Graf und Burggraf zu Dohna, war kurbrandenburgischer Wahlbotschafter bei der Kaiserkrönung Karl VI., geheimer Staatsrat, General der Infanterie und Ritter des schwarzen Adlerordens. Er legte 1716 seine Ämter nieder, und starb den 11. Oktober 1733.
- Friedrich Ludwig, Burggraf zu Dohna, geboren am 31. August 1697, gelangte ebenfalls zur höchsten militärischen Würde. Er erhielt den Feldmarschallstab von Friedrich II. am 15. Mai 1747, und starb zu Wesel am 6. Januar 1749.
- Wilhelm Alexander, Burggraf zu Dohna, ein Sohn Christophs, starb als Generallieutenant und Ritter des schwarzen Adlerordens am 9. Juli 1749 mit dem Ruhm, einer der tätigsten Generale der Armee gewesen zu sein.
- Christoph, Burggraf von und zu Dohna, ein jüngerer Bruder des Vorigen, gelangte ebenfalls zur Würde eines Generallieutenants und Ritters des schwarzen Adlerordens. Er übergab, wie bekannt, auf königlichem Befehl am 22. Juli 1759 sein Commando dem General von Wedel, der am Tag darauf das bekannte Treffen bei Kay verlor.
- Ferdinand Friedrich Alexander, Reichs- und Burggraf zu Dohna-Schlobitten, geboren am 29. März 1771 zu Finkenstein in Westpreußen, gelangte im Jahr 1802 zu dem hohen Posten eines Ministers des Innern. Unter ihm wurde die Universität zu Berlin gegründet. Er zog sich im Jahr 1810 aus dem Staatsdienst zurück, gehörte zu denjenigen Männern, von denen der Gedanke, die Landwehr zu bilden, ausging, und war der Erste, der sich als Landwehrmann in das Bataillon des Mohrungen Kreises einschreiben ließ. Er starb am 21. März 1831.
In der Gegenwart blühen folgende Linien:
1) die Linie Dohna-Lauk, von ihr ist der älteste Graf Friedrich Karl Alexander, Majoratsherr auf Lauk, vermählt mit der Gräfin Waldburg-Capustigall. Zu dieser Linie gehört auch Heinrich Ludwig Adolph, Burggraf zu Dohna, Staatsrat, Präsident der Regierung zu Königsberg, Obermarschall im Königreich Preussen, vermählt mit Wilhelmine von Lützow.
2) Dohna-Reichertswalde. Der Chef derselben ist Graf Chrstian Emil Alexander Leopold, königlich preussischer Oberstlieutenant a.D., und Majoratsherr auf Reichertswalde. Er war mit Ottilie, Gräfin zu Dohna-Lauk, vermählt, die am 1. Januar 1808 starb.
3) Dohna-Schlobitten und Prökelwitz. Der Majoratsherr ist der Graf Wilhelm Heinrich Maximilian, königlich wirklicher geheimer Rat und Oberburggraf des Königreichs Preussen, vermählt mit Amalie Louise, Gräfin von Schlieben.
Zu dieser Linie gehören der Graf Fabian von Dohna, Major a.D. und Herr der Herrschaft Finkenstein, vermählt mit Pauline, Gräfin Dohna-Lauk, und der General und Divisions-Commandeur, Graf Friedrich Emil zu Dohna, Brüder des Oberburggrafen.
4) Dohna-Schlodien. Senior des Hauses ist Graf Karl Ludwig Alexander, Majoratsherr auf Schlodien und Carwinden; der Sohn desselben, Christoph Adolph, ist Herr auf Raudnitz, und seit 1816 Erbamtshauptmann zu Deutsch -Eylau.
5) Dohna-Kotzenau (in Schlesien). Der Chef des Hauses ist Graf Wilhelm August Gottlieb, köngilicher Oberstlieutenant a.D. Zu dieser Linie gehört Leopold Emil Fabian, königlich preussischer Oberstlieutenant, Herr der Herrschaft Malmitz in Schlesien.
6) Dohna Condehnen. Diese Linie erlosch am 9. Dezember 1833 mit dem Grafen Heinrich Ludwig, dessen Witwe, Gräfin zu Stolberg-Wernigerode, zu Herrnhut lebt.
7) Dohna-Carwinden in Schweden, erlosch im Mannesstamm im Jahr 1820. Das Gesamtarchiv der burggräflichen von Dohnaschen Familie, und ganz besonders der Häuser Schlodien und Carwinden, befindet sich zu Deutschendorf.
Carwinden ist das älteste Besitztum der Grafen von Dohna in Preussen, und seit dem 15. Jahrhundert in ihren Händen. Im Allgemeinen gehören die von Dohnaschen Besitzungen zu den am besten bebauten und wohlhabensten in der Provinz Preussen. Schon der Anblick der freundlichen, wohlgebauten Dörfer, der hübschen Gärten, der trefflich bestellten Felder, der guten Schulen usw., bestimmt zu dieser Ansicht, und die edlen Besitzer haben sich ein bleibendes Denkmal durch die väterliche Fürsorge für ihre Einsassten gegründet. M.s. preuss. Landes- und Volkskunde von Preuss; Königsberg, 1835. Sodann Hübner's Genealogie, III., Tafel 794-802. Dienemann, S. 186. 206. Spener, Histor. insign. S. 430. Bucelin, I. S. 21-28; II. S. 64-70. Mich. Langwitii Diss. de S. R. I. Burggraviis cum celebritate familiae per tot secula inclyt. S. R. I. Burggrav. et Comit de Dohna, Borussiam ornantium etc. Elbing, 1720. Henel, Silesiogr. S. 446. Sinap., I. S. 21-28. Gauhe, I. S. 336-338.; II. S. 193-198. Sommersberg, Rer. Silesiacar. P. III. S. 801. Allgemeines genealogisches Handbuch, I. S. 532-43. Siebmacher gibt das Wappen, I. S. 19. von Meding beschreibt es II. No. 189. Dänisches Wappenbuch, fol. 4. Erste Seite der Beschreibung: 429
Literaturquelle: Neues Preussisches Adels-Lexicon - A-D