Einzelne Mitglieder der Familie Dohna

Weitere Hinweise zu Mitgliedern der Familie Dohna:


In der Dohna’schen Familie werden bestimmte Vornamen bevorzugt vergeben.

Dies sind z.B. Alexander, Friedrich, Christoph, Richard – um die einzelnen von einander zu unterscheiden wurden dann Beinamen hinzugefügt, wie „Minister“, „mit der Schmarre“...

- Adelheid Dohna (1238 – vor 1267), war 1. Äbtissin zu Marienthal (bei Ostritz).

- Die Dohnas waren schon früh reformiert (1522 tritt Peter Dohna der Ordensritter, der Luther noch persönlich kannte, zum protestantischen Glauben über). Er heiratet in zweiter Ehe Catharina von Zehmen, die Tochter des Woiwoden von Marienburg.

- Fabian Dohna, der mit der Schmarre und Sohn von Peter, war Oberburggraf im Herzogtum Preußen und einflussreicher Berater des Kurfürsten von Brandenburg. Er führte den Befehl über die protestantischen Hilfstruppen für König Heinrich den IV. von Navarra (und Frankreich), musste dann aber an der Grenze halt machen um das gespannte Verhältnis zwischen den beiden Glaubensparteien bei der Hochzeit in Paris nicht zu verschärfen  Bartholomäusnacht.

- Abraham Dohna der Erbauer des Renaissanceschlosses Schlobitten (dritter Sohn von Fabians Bruder Achatius), 1579 im Herder-Städtchen Mohrungen geboren und 1631 auf Schlobitten verstorben, war als kurbrandenburgischer Geheimrat einer der Männer, die den Kurfürsten zum Übertritt zum reformierten Bekenntnis bewogen; er nahm in Warschau für seinen Herrn die Belehnung Brandenburgs mit Preußen entgegen und vertrat danach, in den Jahren 1612 und 1613, den Kurfürsten bei der Wahl des Kaisers Matthias in Frankfurt und auf dem Reichstag von Regensburg. Zu letzterem verfasste er dann auch ein langes Spottgedicht über den selbstgefälligen Auftrieb der Fürsten und Grafen in der alten Reichsstadt. Nach fünfjähriger militärischer Ausbildung in den Niederlanden, nutzte er die erlangten Kenntnisse sowohl zum Bau der Festungen Königsberg und Memel, als auch privat mit der Errichtung des Renaissancebaus Schlobitten.

Warum braucht man so ein großes Haus (Schlobitten)?

Zunächst zur eigenen Selbstdarstellung – so schreibt Abraham, der Erbauer des Renaissanceschlosses 1624 an den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg: „Nun habe ich meine Befriedigung und lobe Gott, dass er zwischen allem Unglück und Anfechtungen mich soweit gesegnet, dass ich ein so schönes Denkmal meiner Familie hinterlassen kann. Darin wird sie sich meiner noch lange nach meinem Tode erinnern können.“ Sodann trug es zur Repräsentation des jungen Königtums Preußen bei. Die preußischen Könige förderten ansehnliche Bauten in ihrem Land schon deswegen, weil sie samt ihrem beträchtlichen Gefolge ein standesgemäßes Quartier auf Inspektions- oder späteren Königsreisen vorfinden wollten.

Aber vor allem war das Schloss der Mittelpunkt einer Familie mit durchs ganze protestantische Europa reichenden Beziehungen, und einer durch viele Generationen reichenden, staatstragenden Machtfülle. Zu dieser gesellschaftlichen Stellung gehörte auch eine entsprechende „Geselligkeit“ in Form von Familienfeiern, Festen, Jagden, Theateraufführungen, Konzerte, Tänze und Feuerwerk wofür natürlich auch ein adäquater Rahmen benötigt wurde. Das galt für das Renaissanceschloss Abrahams und erst recht für das Barockschloss Alexanders, der das Schloss seines Großonkels aufstockte und zusammen mit einem Ehrenhof und einer französischen Gartenanlage zu einem prächtigen Gesamtkunstwerk ausbaute.
Noch heute ziehen die Ruinenreste Besucher an; wie mag es erst auf die des damaligen 18. Jahrhunderts gewirkt haben.

- Achatius Dohna, Bruder von Abraham war als Erzieher Friedrichs von der Pfalz und diplomatischer Berater des Winterkönigs in den ersten Jahren des dreißigjährigen Krieges eine oft genannte Persönlichkeit.

- Christoph Dohna, ebenfalls am kurpfälzischen Hofe tätig und dritte Bruder der oben genannten, war über seine Frau Ursula (geb. Gräfin zu Solms-Braunfels) mit dem Hause Oranien verschwägert und regierte als Statthalter das Fürstentum Orange in Südfrankreich.

- Seine Frau führte nach dessen Tod die Statthalterschaft in Orange für ihren damals noch unmündigen Sohn auf Bitten der Bevölkerung beim Prinzen von Oranien, fort.

- Deren Sohn Friedrich der Jüngere, der sich dann auch in der Schweiz (auf Schloss Coppet bei Genf) niederließ, verdanken die von ihm abstammenden Grafen Dohna die schweizer „Ehrenburgerschaft“ = schweizer Staatsangehörigkeit.

- Christoph Delphicus, Sohn von Friedrich des Jüngeren wiederum wurde oberster Kammerherr, Feldmarschall, Botschafter und Friedensbevollmächtigter in Schweden unter der berühmten Königin Christine (ein großes Epitaph zeugt noch heute u.a. in Upsala von diesem Dohna).

- Alexander der (General-) Feldmarschall (1661 – 1728) und ältester Sohn von Friedrich begann seine Karriere als Soldat in Flandern und wurde dann Gesandter in Polen und Schweden. 1695 vertraute ihm der Kurfürst (Friedrich III.) die Erziehung des Kurprinzen Friedrich-Wilhelm – des späteren Soldatenkönigs – als dessen Gouverneur und Oberhofmeister an. Der Prinz verdankt ihm die Entwicklung zu einem sparsamen, disziplinierten und religiös verwurzelten Regent.
1701 krönte sich der Kurfürst Friedrich III. in Königsberg als Friedrich I. zum König in Preußen. Im Charlottenburger Schloss hängt ein Stich von dem feierlichen Krönungszug. Mit darauf Alexander, sein Bruder Christoph und ihr Vetter Friedrich.

- Christoph (1665 – 1733) war Kommandeur eines brandenburgischen Bataillons und erbeutete bei der Erstürmung Ofens für sich einen wertvollen indischen Teppich, der heute im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg noch zu besichtigen ist. Friedrich Wilhelm I, der Soldatenkönig, der von Alexander erzogen worden war, exerzierte nicht nur morgens um sechs persönlich auf dem Kasernenhof in Potsdam seine langen Kerls, er prüfte auch selbst auf dem Markt, ob sein Koch nicht zuviel für z.B. einen Kohlkopf bezahlt habe. Er kurbelte die preußische Wirtschaft an und reformierte die Staatsführung. Er gilt damit als Begründer des unbestechlichen, straffen und exakten preußischen Beamtentums.

Er beseitigte auch die letzten Rechte der ständischen Vorrechte, woran Alexander als Chef der Kommission zur Herstellung des Kammer- und Domainenwesens an dieser Verwaltungsreform , dem „Retablissement Preußens“ wesentlichen Anteil hatte. Als Oberdirektor der „deutschen“ und der „litauischen“ Kammer besiedelte er das durch die Pest entvölkerte Land mit Hugenotten und Salzburgern, denen der König Asyl gewährt hatte. Bei dieser „Repeuplierung“ kamen ihm seine Erfahrungen auf dem eigenen Musterbetriebes Schlobitten zu gute. Eine Erhebung in den Fürstenstand lehnte er damals mit der Begründung ab, dass ihm eine fürstliche Hofhaltung viel zu teuer sei. Letztendlich bekleidete er die Position eines Generalfeldmarschalls sowie die des Gouverneurs von Pillau, beides Posten die wohl dotiert wurden und die ihm zusammen mit den beträchtlichen Einnahmen durch sein Regiment „Alt-Dohna“ ermöglichten nach dem Tode seiner Großtante, das leer stehende Haus Schlobitten standesgemäß auszubauen.

- Alexander Dohna der Minister (1771 – 1831) war königlich preußischer Innenminister, Freund von Alexander v. Humboldt und Nachfolger des aufgrund der Stein-Hardenberg’schen Reformen geschichtlich bekannten Ministers v. Stein. Dieser Dohna verweigerte Napoleon die Huldigung und erreichte durch sein energisches Auftreten gegenüber dem Empereur die Befreiung Westpreußens von den Kriegskontributionen. Nach Napoleons Niederlage in Russland plante und organisierte Alexander zusammen mit Clausewitz die preußische Landwehr, d.h. außerordentliche Landesbewaffnung, ohne ausdrückliche Zustimmung seines Königs. Also ein unabhängiger und mutiger Mann der sich später als Zivilgouverneur in Preußen und als Vorsitzender der Comité der Stände mit seinem König anlegte. Unter seinem Vorsitz wurde ein Protestschreiben gegen die Wiedereinführung der Zensur und gegen eine reaktionäre Änderung der landesständischen Verfassung (Stichwort: Karlsbader Beschlüsse als Reaktion Metternichs auf die Burschenschaftsbewegung und die Ermordung Kotzebues) beschlossen. Die Anerkennung und Auszeichnung seiner Brüder mit dem Schlag zum Ritter des schwarzen Adlerordens wurde ihm nicht zuteil, zu sehr hatte ihm der König seinen Protest übel genommen. Er erhielt nur den roten Adlerorden (= Orden der 2. Klasse).
Es ist als Anekdote überliefert, dass er den roten Adlerorden in die Schublade steckte und sagte:
„Da liege bis du schwarz wirst !“

- Alexanders Vater hatte schon 9 Jahre vor der allgemeinen Bauernbefreiung, seine Bauern freiwillig aus der Erbuntertänigkeit entlassen, ohne seine sozialfürsorgende Hand zurückzuziehen.

Aus dem „Entbindungsschein“: Es ist hiermit in keiner Weise dahin abgesehen, den gedachten .......... im Alter zu verlassen oder meine Hand von ihm abzuziehen und sie als Fremde zu behandeln, die mich nichts angehen. Vielmehr mache ich es mir und meinen Kin-dern zur Pflicht, die Bande der wechselseitigen Liebe und Treue überall noch mehr in Ehren zu halten als die bisherigen Familienbande, welche Gottlob auch so lange sich in vielgesegnetem Gange und ehrwürdigem Ansehen erhalten haben.“

- Hermann Dohna-Schlodien (1809 – 1872), Mitglied des Norddeutschen und des Deutschen Reichstages und Verfasser von Schriften zur Arbeiterfrage.

- Alexander Dohna-Schlodien (1876 – 1944), ordentlicher Professor der Rechte (Strafrechtslehrer und Rechtsphilosoph), Mitglied der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung.

- Heinrich Dohna-Schlobitten (1882 – 1944), wurde im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli unter dem NS-Regime hingerichtet.